Schleiden – nicht nur die westlichste Wetterstation Deutschlands

Sie wollen wissen, wie das Wetter in Heinsberg heute wird? Dann schauen Sie nach im Internet unter „Wetterstation Heinsberg Schleiden“. Denn Frank Hermanns, Hobbymeteorologe des Deutschen Wetterdienstes, unterhält auf seinem Grundstück in Schleiden die westlichste Klimastation des  deutschen Wetterdienstes und übermittelt über ISDN stündlich aktuelle Wetterdaten. Gern führt er Ihnen seine Wetterstation auf Anfrage persönlich vor.

Schleidener Höhe

Dass die Wetterstation ausgerechnet in Schleiden angesiedelt ist, liegt vielleicht an der besonderen Lage des Quartiers, der Schleidener Höhe, von der man einen wunderbaren Blick auf das weite Umland hat und wunderbare Sonnenuntergänge beobachten kann. Man sieht von hier den Heinsberger Burg- und Kirchberg, Richtung Osten die Schornsteine des früheren Glanzstoffwerks und dahinter die Millicher Halde. Bei gutem Wetter schaut man Richtung Westen sogar bis in die Niederlande. 

Vor Urzeiten gab es hier einen Wald und eine „Sleyd“ (siehe unten zur Namensgebung) an einem Nebenarm der Maas. Von allen Seiten floss das Wasser trichterförmig in diese Wasserrinne, die sich heute noch bei Starkregen mit Wasser anfüllt. Diese Rinne verläuft weiter bis Heinsberg und füllte ehemals, nach Errichtung des Burgbergs, den dortigen Wassergraben. In diesem Seitenarm der Maas verlief ehemals der Weg Richtung City.   

Vor rund 700 Jahren entstand unterhalb der Schleidener Höhe um den „Lehnshof zu Sleyden“ herum das heutige Dorf.  

In dem landwirtschaftlich geprägten Quartier, das mit seinen rund 350 Einwohnern zu den kleineren in Heinsberg zählt, finden Sie sehr schöne und gut erhaltene alte Häuser und Bauernhöfe aus dem 19. Jahrhundert, darunter das älteste und imposanteste Gebäude im Dorf, Schleiden 108, Haus Nyssing, datiert von 1807, das für seine zwei Platanen, besondere Naturdenkmale, bekannt ist. Haus Nyssing steht, wie auch die beiden Vierkanthöfe Schleiden 45 und 47, unter Denkmalschutz. 

Wenn einem an der Pau der Kragen platzte

Ende des 19. Jahrhunderts gab es in dem ehemals typischen Bauerndorf 30 Bauernhöfe, die Hof an Hof standen. Abwässer wurden, noch weit bis ins 20. Jahrhundert hinein, über die Straßenrinne, die Pau, zu einem Sickerschacht geleitet. Nach einem festen Ritual wurde samstags von der höchstgelegenen Stelle des Dorfes von Haus zu Haus dorfabwärts „die Pau geschrubbt“ – Zündstoff für Streit, wenn ein Glied der Kette nicht funktionierte.

Wenn es auch den Fassaden der Häuser in Schleiden nicht sofort anzusehen ist, verstecken sich hinter rund 20 von ihnen noch Teile der ehemaligen Vierkantanlagen mit schönen Innenhöfen.   

Schleidener Kapelle

Mit großer Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger wurde ab 1963 die Schleidener Kapelle errichtet, nachdem die vorige aus dem 19. Jahrhundert Bauschäden hatte und zu klein geworden war. Bei günstiger Sonneneinstrahlung kann man im Innern ein ganz besonderes Licht bewundern, dank der Betonwabenfenster des Kunstmalers Kirchner. Das Bild der Mutter Gottes mit dem Jesuskind aus dem Altar der früheren Kapelle hat hier auch einen Platz gefunden.

Die „Alte Schule“

Besonders stolz sind die Schleidener auf ihre Alte Schule. Denn sie ist das einzige noch erhaltene Relikt im Stadtgebiet, das an einklassigen Schulunterricht erinnert. Dieser wurde in Schleiden 1889 aufgenommen, als die 60 Kinder im Dorf eine eigene Schule bekommen sollten. Bis dahin besuchten sie die Schule in Schafhausen.

Unterrichtet wurde in der einklassigen Schule bis 1968. Acht Schulklassen in einem Klassenzimmer gemeinsam zu unterrichten, das war schon eine Herausforderung, die auf Disziplin, Strenge, Ordnung und die viel zu lang erlaubte körperliche Züchtigung setzte.

Heute ist die „Alte Schule“ der Mittelpunkt des Quartiers. Man trifft sich hier zu Versammlungen und Veranstaltungen.      

Wissenswertes

Informieren können Sie sich über die Angebote des Quartiers am Schaukasten mitten im Ort. Dort erfahren Sie auch einiges über die Historie des ca. 700 Jahre alten Dorfes, das an einem ehemaligen Flussbett eines Nebenarms der Maas liegt. Erstmals erwähnt wurde das Quartier 1343 als Siedlung namens Sleiden. 

Sleid, Schleidt oder Schleet? 

Woher der Name Schleiden stammt, ist nicht eindeutig. Er könnte abgeleitet sein aus dem Althochdeutschen Sleid, das Hang, Abhang bedeutet und auf die Topographie des Ortes hindeutet. Oder er kommt von dem Wort Schleidt oder Schleet, eine alte Bezeichnung für ein ehemaliges Bach- oder Flussbett. Denn im Osten des Ortes floss vor dem Hang einst ein Nebenarm der Maas. Interessant ist, dass die Straße im Entstehungsbereich von Schleiden „Huek“ genannt wird, warum auch immer.  

Das Schleidener Festkomitee

Jedes Jahr organisieren die Schleidener gemeinsam und aus eigener Initiative viele Feste und Feiern, wie das Maifest, das Openair Sommerfest, gelegentlich das Erntedankfest, Halloween, den Altentag an Nikolaus, die Karnevalsveranstaltungen – und die Pferdesegnung am 1. Mai, die es in Heinsberg nur hier gibt. 

Pferdedorf

Kein Wunder, denn Schleiden ist ein Pferdedorf. Hier sind gleich zwei Pferdewirte und sechs private Pferdehalter beheimatet, und eine riesige Reithalle steht den Freunden des Reitsports offen.

Spezialitäten

  • Honig aus der Imkerei Hilgers
  • Restaurant Janses Mattes

Sehenswürdigkeiten

  • Alte Bauernhäuser mit Innenhöfen
  • Denkmalgeschützte Platanen
  • Alte Schule
  • Wegekreuz im Vorgarten Schleiden Nr. 66
  • Kapelle
  • Haus Nyssing

Wanderwege

  • Quer durchs Feld rund um Schleiden
  • Von Schleiden Richtung Rur oder Wurm
  • Schleiden-Schafhausener Höhenwanderweg, bis zu 16 km lang
  • Historischer Dörferrundgang Schafhausen – Schleiden, gelegentlich mit Führung

Radtouren

Von Schleiden nach Roermond, Sittard, Selfkant, Gangelt oder Geilenkirchen

Rastplätze

  • Schleidener Höhe
  • Sitzbank an der alten Dorfstraße, mitten im Dorf
  • die vielen Bänke und Picknickstationen am Schleiden-Schafhausener Höhenwanderweg

Nachbarn

Erpen, Dorath, Schafhausen, Heinsberg, Eschweiler, Uetterath, Aphoven, Donselen, Erpen, Scheifendahl 

Sport und Freizeit

  • Reiten (Reithalle Honold)
  • Bolzplatz
  • Spielplatz
  • Spazierengehen durch die Felder rund um Schleiden
  • Joggen
  • Radfahren

Quelle

Guido Schluns, Lambert Palmen, Heinrich Palmen, Markus Heuter, limburg-bernd.de, Willi Krebs

Fotos: Renate Matzutt, Heinz Küppers, Rainer Bücher, Willi Krebs