Kempen – am „Kuss“ von Rur und Wurm

Rur und Wurm, diese beiden Flüsse prägen das Heinsberger Land, und wo sie aufeinandertreffen, liegt das Quartier Kempen. Bei uns „küssen sich Rur und Wurm“, sagen die Kempener und behaupten sogar, dass hier Wünsche in Erfüllung gehen. Vielleicht weil man auf einer Bank zwischen zwei uralten Eichen, dem Glücksplatz 35 der Westzipfelregion, abseits vom Alltagsstress, mit Blick aufs Wasser die Gedanken einfach ziehen lassen kann.

Zusammenhalt

Doch vielleicht ist die Mündung nicht nur ein Platz zum Meditieren, sondern prägt auch die Mentalität im Dorf und symbolisiert den Zusammenhalt der Heinsberger „Nordlichter“. Denn das Quartier im Norden von Heinsberg lebt von seinen Vereinen, vorneweg dem Fußballclub Eintracht Kempen, dem Karnevalsverein Kemper Gröne und der Schützenbruderschaft, die auf eine 500-jährige Tradition zurückblickt. Aber auch die Initiative „Kempen hilft“ und viele andere Vereine stehen für den Zusammenhalt der Menschen an der Wurmmündung.

Chronik

Wirft man einen Blick in die Chronik des Dorfes, auf die die Kempener besonders stolz sind, fallen die vielen Seelsorger, Pfarrer und Ordensfrauen auf, die die über tausendjährige Geschichte des Dorfes mit gestaltet haben.

Die erste Kapelle wurde 1134 errichtet, wahrscheinlich aus Holz und mit einem Altar zu Ehren „unserer Lieben Frau“. Auch von tragischen Ereignissen wird berichtet. 1718 ereignete sich ein schlimmes Fährunglück auf der Rur, bei dem 14 Menschen umkamen. Und wie oft schon hieß es in Kempen Land unter, wenn das Hochwasser der Rur die Wiesen und Felder überschwemmte. Nach diesen Wiesen und Feldern ist das Dorf letztlich benannt, nach dem Lateinischen „Campus“ für Gras-Weideland. Auch die beiden ursprünglichen Ortsnamen Rurkempen und Floitgraf deuten beide auf die Rur hin.

In Schutt und Asche

Dramatisches berichtet die Chronik auch aus der Zeit des Nationalsozialismus. Sämtliche Kreuze wurden in der Schule entfernt, Religionsunterricht war untersagt, Prozessionen verboten, die Kirchenglocken wurden zu Kriegsmaterial umfunktioniert. 1944 erfolgte die Zwangsräumung des Ortes. 1945 sprengten deutsche Soldaten die Kirche, und nach dem Krieg lag das halbe Dorf in Schutt und Asche.

Auch da hielten die Kempener zusammen. 1946 gründeten sie ihren Karnevalsverein KG Kemper Gröne, ein Jahr später feierten sie wieder ihre Kirmes, und 1950 erfolgte unter großer Mithilfe der Bürger der Wiederaufbau der Kirche St. Nikolaus.

Chörchen

Erhalten geblieben von der früheren Kirche ist nur ein gotischer Chorteil, das Chörchen, wie die Kempener dieses restaurierte Relikt im Rücken der heutigen Kirche liebevoll nennen. Jedes Jahr zur Weihnachtszeit bauen sie dort eine große Krippe auf.

Und womit lockt Kempen sonst? Mit den Karnevalsveranstaltungen der Kemper Gröne, der Frühkirmes an Christi Himmelfahrt, mit dem Open Air, das Eintracht und Gröne zusammen veranstalten, der Kneipe der Iron Shopper, dem Klausenhof, dem Biergarten an dem schönen Dorfplatz mit der Mariensäule und weiteren denkmalgeschützten Sehenswürdigkeiten, wie der ehemaligen Wassermühle Oberstraße 132 und dem Wegekreuz Hochbrücker Straße.

Rund um Kempen

Beliebt ist auch der gut beschilderte Wanderweg „rund um Kempen“ mit einer kürzeren Variante über 5,5 Kilometer und einer längeren über 9,5 Kilometer. Oder der Rurradweg, der an Kempen vorbeiführt und in der Schutzhütte zur Rast einlädt. Mit etwas Glück kann man in den Kemper Benden an Rur und Wurm Eisvögel, Goldammern und Schwarzkehlchen beobachten, aber auch Falken, Bussarde, Schwäne, Bläss- und Teichhühner.

Werfen wir zum Schluss noch einmal einen Blick in die besondere Chronik des Quartiers, auf das Jahr 2020: „Noch nie wünschten sich die Menschen so viel Gesundheit wie in diesem Jahr. Die Sehnsucht nach normalen Zeiten ist groß. Die Menschen möchten wieder Singen, Musizieren, Fußball spielen, Kirmes und Karneval feiern oder nur gemütlich beisammensitzen“. Dort, wo Rur und Wurm zusammenfließen….

Sehenswürdigkeiten

  • Kirche St. Nikolaus
  • Klausenhof
  • Mosaikvögel der ehem. Grundschule am Jugendheim
  • alte Grabsteine an der Bürgerhalle
  • Mariensäule
  • Hagelkreuz Haag, Wegekreuze: An der Rur, Hochbrück, Katharinenstraße, Hochfeld, Kemperhaus, Elsbruch
  • Biergarten der Gaststätte am Dorfplatz
  • Biergarten im Hofcafé Hochbrück (Öffnungszeiten auf Anfrage)

Wanderwege

Rund um Kempen: 5,5 Km und 9,5 Km

(siehe www.westzipfel-interaktiv.de)

Radtouren

Rurradweg

Rastplätze

Mündung der Wurm in die Rur, Glücksplatz Nr. 35 der Westzipfelregion

Nachbarn

Karken, Ophoven, Unterbruch, Heinsberg, Kirchhoven

Sport und Freizeit

  • Bürgerhalle für Indoorsport (Turnen und Tanzen)
  • 2 Sportplätze
  • Joggen entlang der Rur und Wurm
  • Spielplätze

Quelle

Gerd Windeln, Brigitte Simons, limburg-bernd.de

Fotos: Renate Matzutt