Randerath mit Himmerich – von mittelalterlichen Spuren, Sternegastronomie und Diskofieber
Möchten Sie auf geschichtliche Spurensuche gehen, dann kommen Sie nach Randerath. Denn in keinem anderen Quartier können Sie so intensiv ins Mittelalter eintauchen wie hier und darauf sind die Randerather zu Recht stolz.
Das südlichste Quartier von Heinsberg mit dem letzten Zughaltepunkt vor dem Bahnhof Lindern liegt im attraktiven Landschaftsraum des Wurmtales. Hier befindet sich die Naherholung direkt vor der Tür: landschaftlich attraktive Wander- und Radwege und ein gastronomisches Angebot von der schnellen Versorgung über die gutbürgerliche Küche bis zur Spitzengastronomie mit Genuss-Schule.
Randerath ist ein Haufendorf. Zusammen mit Himmerich, einem kleinen Quartier, das überregional wegen seiner Diskothek bekannt ist, bildet es den Stadtbezirk Randerath.
Sternekoch
Das Zentrum bildet der Marktplatz mit Dienstleistungs- und Versorgungseinrichtungen, einer Bäckerei mit Steh-Café und dem Restaurant von Sternekoch Rainer Hensen. Umgeben ist der Marktplatz von der Kirche und der historischen Burganlage.
„Rando“, der Alemannenhäuptling
Zahlreiche siedlungsgeschichtliche Spuren aus der Steinzeit und römischer Zeit belegen die frühe Besiedlung des Ortsgebietes. Aus dieser historischen Frühzeit rührt auch der Name Randerath. In dem Buch „Fahrstuhl in die Römerzeit“ von Rudolf Pörtner ist im Jahre 368 von einem Alemannenhäuptling „Rando“ die Rede. In den damaligen heidnischen Landschaften, zu denen auch Randerath, einst Randerode gehörte, kam dieser Name häufig vor und wurde oft einem Geschlechtsherrn verliehen. Somit kann der Name „Rando“ mit dem Hinweis auf die hier stattgefundenen Rodungen, also „rode“, entstanden sein.
Es begann mit der Burg
Konkret begann Randerath mit der Errichtung der Burg, ehemals Stammsitz des Edelherrengeschlechtes derer von Randerath, die zu den bedeutendsten Adelsgeschlechtern der Region zählten. Im Jahre 1084 wird ein Harper von Randerath erstmals erwähnt. Die Befestigung des Ortes erfolgte wahrscheinlich im 14. Jahrhundert. Einst verfügte Randerath sogar über Stadtrechte, Gerichtsbarkeit, Münzprägerechte und Marktrechte. Die Historie von Randerath mit der Ahnentafel der Edelherren von Randerath ab 1049 bis heute ist schriftlich hinterlegt.
Rheinischer Städteatlas
2013 wurde dem Dorf vom Landschaftsverband Rheinland der Rheinische Städteatlas verliehen. Darin erfährt man viel über die Strukturgeschichte von Randerath, über die Siedlungsgeschichte, Topographie, Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte, Kirchen- und Schulgeschichte, Geschichte der Juden, Wirtschaft, Soziales und Statistik. Damit unterstreicht der Rheinische Städteatlas die Bedeutung dieses Quartiers als einstige mittelalterliche Stadt.
Ortsgeschichtlicher Rundgang
Doch folgen wir dem ortsgeschichtlichen Rundgang durch Randerath. Er führt uns zu vielen historischen Bauten – über 20 Denkmale finden Sie in Randerath. Kein anderes Quartier in Heinsberg kann da mithalten.
Da ist die oben erwähnte Burg Randerath, die aus einer mittelalterlichen Motte hervorging. Heute befindet sich der weißgekälkte Backsteinbau in Privatbesitz und ist von Grund auf restauriert.
Drei kirchliche Gemeinden
Oder die Kirchen in Randerath – auch das eine Besonderheit: katholische, evangelische und jüdische Gemeinden lebten nebeneinander.
Der Pfarrpatron der katholischen Pfarrgemeinde Randerath ist der heilige Lambertus, der mit dem heiligen Willibrordus zuerst in dieser Gegend die christliche Lehre verkündigte. Daraus schließt man, dass in Randerath schon im ausgehenden ersten Jahrtausend eine christliche Gemeinde mit einem eigenen Gotteshaus bestanden hat. Auf jeden Fall gab es bereits eine Kirche, als Arnold I. von Randenrode von 1137 bis 1151 Erzbischof in Köln war.
Der ehemalige neugotische Kirchenbau der katholischen Pfarrkirche St. Lambertus wurde nach der Zerstörung im Krieg in vereinfachter Form unter Errichtung eines neuen Westturmes wiederhergestellt. Von der Vorgängerkirche ist noch ein Seitenchor aus dem Jahre 1500 erhalten.
In der Nebenstraße
Die Gemeinde der evangelischen Kirche zu Randerath darf sich zu den ältesten im Jülicher Land zählen. Schon 1572 wurde hier eine Synode abgehalten. Die in einer Nebenstraße gelegene evangelische Kirche wurde 1717 erbaut.
In ihrer Nachbarschaft in der Asterstraße befand sich von 1790 an die Synagoge der kleinen jüdischen Gemeinde Randeraths. Sie wurde jedoch 1900 geschlossen, da die Gemeinde zu klein geworden war, obwohl zu dieser Zeit noch Juden in Randerath lebten. 1996 wurde in der Asterstraße eine Gedenktafel zur Erinnerung an die Jüdische Gemeinde Randerath und deren Synagoge eingeweiht.
Sieben jüdische Grabsteine
Der jüdische Friedhof, ebenfalls unter Denkmalschutz, ist bis heute erhalten. Über eine Treppe und einen schmalen Grasweg erreichen Sie die unweit der Straße Sandberg sehr versteckt gelegene Begräbnisstätte. Heute sind noch sieben Grabsteine (Mazewot) vorhanden. Von den Inschriften sind nur noch wenige lesbar und von manchen Grabsteinen gibt es nur noch den Sockel.
Gehen wir zum schon oben erwähnten Marktplatz. Umgeben von mehreren denkmalgeschützten Bauwerken und der Burg vorgelagert, ist auch er eine Besonderheit in der Region. Und dort begegnen wir dem Grasbürger, einer Bronzefigur, die daran erinnert, wie die Randerather zu ihrem Namen kamen.
Grasbürger
Sie hörten förmlich das Gras wachsen, denn die fruchtbaren Wurmniederungen brachten alljährlich ertragreiche Gras- und Heuernten zur Versorgung der damals stattlichen Viehbestände in der Gegend um Randerath. Viele Bewohner des Ortes und der Umgebung waren beim Grasmähen und bei der Heuernte im Einsatz. Es war eine harte Arbeit, die über lange Zeit auch im Frondienst verrichtet wurde. Und so kamen die an Gras und Weideflächen reichen Bürger zu ihrem Namen „Grasbürger“.
Es gibt aber noch eine andere Überlieferung: Vor etwa 250 Jahren überwucherte starker Grasbewuchs die ehemalige Stadtmauer derart, dass man sie nicht mehr instand halten konnte und sie dem Verfall überließ. Vielleicht auch deshalb sind die Bürger Randeraths innerhalb der grasbewachsenen Stadtmauer die Grasbürger. So überrascht es nicht, dass sich die Randerather Karnevalisten „de Grashöpper“ nennen.
Spezialitäten
- Regionale Backwaren Swatte Fla und Türelüske
- Ortsgeschichtliche Führungen mit Heinz Franken und Besichtigung der Ahnentafel im katholischen Pfarrhaus (Kontakt Heinz Franken, Telefon: 02453 571)
Sehenswürdigkeiten
- Burg
- katholische Kirche
- evangelische Kirche
- Restgebäude des Franziskanerklosters von 1633
- Bildstöcke zwischen Randerath und Nirm
- Bürgerhaus aus dem 17. Jahrhundert am Markt
- Ehrenmale
- ehemalige Synagoge
- Judenfriedhof
- viele sehr alte Wegekreuze
Wanderwege und Führungen
- durch das weitläufige, teils bewaldete Wurmtal mit Schutzhütte
Teil des Europa-Wanderweges Nr. 8, der von Mailand nach Bremen führt
Rastmöglichkeiten auf den zahlreichen vom Ortsring aufgestellten Bänke
- von Randerath nach Himmerich
durch den Himmericher Wald zum Jugendzeltplatz und zum Badesee bei Brachelen
- kostenlose ortsgeschichtliche Rundgänge durch Randerath mit Kirchenführungen, Vorstellung der Ahnentafel und anschließender heimatkundlicher Gesprächsrunde
Radtouren
- Entlang der Wurm in südlicher Richtung
- Von Randerath nach Himmerich, durch den Himmericher Wald zum Jugendzeltplatz und zum Badesee bei Brachelen
- Teil des Europa-Wanderwegs Nr. 8 von Randerath nach Aachen
Nachbarn
Nirm, Uetterath, Dremmen, Horst, Himmerich, Brachelen, Lindern, Würm
Sport und Freizeit
- Kinderspielplätze an der Grundschule Am Hellenkamp und im Neubaugebiet Mittelbusch
- Sportanlage Wurmtalstadion
- Turnhalle an der Gemeinschaftsgrundschule am Hellenkamp
- Reithalle und Außengelände des Reitvereins Randerath
Quelle
Alexander und Inge Schmitz, limburg-bernd.de
Fotos: Renate Matzutt