Horst: Medaillen, Mentalität und ein Quäntchen Selbstständigkeit

Als erstes Dorf der Stadt Heinsberg wurde Horst im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ des Landes Nordrhein-Westfalen mit einer Goldmedaille auf Kreisebene prämiert. Doch dabei sollte es nicht bleiben. Es folgten weitere Auszeichnungen, viermal Gold, einmal Silber, zweimal Bronze und auch noch ein Sonderpreis. Die Horster sind stolz auf ihre vielen Auszeichnungen. Und deshalb fühlen sie sich wohl in ihrem Dorf. Oder liegt es an ihrer Mentalität, dass sie sich ihre traditionellen Eigenheiten und „ein Quäntchen“ Selbstständigkeit bewahrt haben, wie sie sagen?

Hohlweg

Horst liegt ein bisschen versteckt im Wurmtal zwischen Porselen und Randerath. Wie über einen Hohlweg führt die K5 hinein ins Dorf und wieder hinaus. Das vermittelt ein wenig das Gefühl der Abgeschiedenheit. Umso mehr überrascht die jugendlich frische Einstellung im Dorf.

Bücherschrank, Trödelmarkt und Adventskalender

In Horst lädt ein öffentlich zugänglicher Bücherschrank zum Lesen ein. Untergebracht ist er in einer ehemaligen Telefonzelle aus der Schweiz. Relativ neu ist auch die Idee eines Garagentrödelmarkts, bei dem jeder Trödler zu sich nach Hause einlädt und dort seine Schätze präsentiert. Im Advent 2020 kreierten die Horster sogar ihren eigenen Adventskalender, indem sie 24 Hausfenster weihnachtlich schmückten. Damit schafften sie sich, trotz Corona-Einschränkungen ein weihnachtliches Gemeinschaftsgefühl.

Lebens- und liebenswert

Den Ort lebens- und liebenswert zu gestalten, ist vor allem das Ziel des Heimat- und Bürgervereins Horst. Die Ehrenamtler des Vereins richteten einen Boule-Platz ein, ein Biotop, eine Wetterschutzhütte, stellten Basketballkörbe und Ruhebänke auf, wiesen Wanderwege aus, pflanzten einheimische Bäume und Sträucher, um nur einige Aktivitäten zu nennen. Einst rettete der Verein sogar eine Esskastanie. Mit ihrem ausladenden Wurzelwerk drohte sie an ihrem beengten Standort am Bürgerhaus zu verkümmern. Mit schwerem Gerät grub man sie aus, befreite sie von abgestorbenem Wurzelwerk, schüttete neuen Mutterboden auf und grub die Kastanie an derselben Stelle wieder ein. Den Einwohnern dankt sie es jedes Jahr mit schattenspendendem Grün und vielen Kastanien.

Bildhauerei

Und auch Kunst gibt dem Dorf ein Gesicht. Der Bildhauer Gerd Jäger wohnt und arbeitet in Horst. Jedes Jahr öffnet er zur Kunsttour sein Atelier. Und auch im Dorf begegnet man seiner modernen Bildhauerei. So verleiht seine Skulptur „hurst…über die Jahre“ dort, wo ehemals eine Litfaßsäule stand, dem Quartier eine besondere Note. Ebenso sein „ORS“ im Feld, Glücksplatz Nr. 40 in der Westzipfelregion.

Café zur Linde

Kulinarischer Anziehungspunkt ist das Bauerncafé zur Linde mitten im Dorf. Es steht für selbstgebackene Kuchen und Torten, leckere Frühstücksangebote und kleine Geschenkartikel im Landhausstil. Vor dem Café können E-Biker ihre Elektroräder aufladen.

Gehegt und gepflegt

Gehegt und gepflegt sind auch die restaurierten alten Häuser, die das Ortsbild bestimmen. Allein zwei Hofanlagen stehen unter Denkmalschutz. Unter Denkmalschutz steht auch die neugotische Backsteinkirche St. Josef. Vor allem wegen seiner alten Wandmalereien lohnt ein Besuch dieses 1894 erbauten Gotteshauses.

Die ehemalige Wassermühle, heute ein Wohnhaus, blickt auf eine 500-jährige Geschichte zurück. Die letzte Müllerin, Mühle Trina, sperrte man wegen unerlaubten Mahlens ins Gefängnis, ehe die Mühle ihren Betrieb ganz einstellen musste. Durch Ableitung der Jungen Wurm hatte man der Wassermühle förmlich den Hahn zugedreht.

Gelände mit Gestrüpp

Urkundlich wird Horst erstmals 1223 erwähnt als „Gelände mit Gestrüpp“, so die Bedeutung des Ortsnamens. Seinen Ursprung nahm das Quartier vom Hof zu Horst aus, den der Graf von Heinsberg errichtete und der erstmals 1372 erwähnt wurde. Dennoch werden erste Besiedlungen bereits auf das 9. bis 10. Jahrhundert datiert.

Vom Samtweber zum Fabrikarbeiter

Lange mussten die Menschen Lehen an die Herren von Heinsberg entrichten. Sie waren es gewohnt, alles für ihren Lebensunterhalt selbst herzustellen, auch ihr Bier brauten sie selbst. Im 19. Jahrhundert waren die Horster Samtweber, bis die mechanischen Webstühle sie verdrängten. Daraufhin wurden sie Korbflechter und Holzschuhmacher. Lederschuhe trug man nur am Sonntag. Später dann arbeiteten die Menschen in der Fabrik bei Glanzstoff oder auf der Zeche Sofia Jacoba, eine Entwicklung, wie sie typisch für das Heinsberger Land ist.

Sehenswürdigkeiten

  • Landmarke ORS
  • alte Dorfpumpen
  • Lindenbäume (Naturdenkmale)

Rastplätze

  • Ruhebänke in den Benden, am „Eisernen Driesch“ oder an der Landmarke ORS
  • Waldliege
  • Schutzhütte am Sportplatz
  • Maria & Michel Heuter Platz

Wanderwege

Vier Wandervorschläge sind auf Übersichtskarten ausgewiesen und an den Standorten Café zur Linde, Parkplatz an der Kirche und Bahnhaltepunkt Horst vorhanden.

Radtouren

Horst liegt zwischen den Knotenpunkten 16 und 17 des Radwegenetzes Heinsberger Land.

Nachbarn

Porselen, Himmerich, Randerath, Uetterath, Dremmen

Sport und Freizeit

  • Sportplatz
  • Boule-Platz am Bürgerhaus
  • Spielplatz am Kindergarten

Quellen

Barbara Volkmann

Fotos: Renate Matzutt